KREISRUNDE FORMEN

 

 

Kreisrunde Formen, die an Tondi, vexierbildhaft an Tunnel und gleichzeitig an Lichtkegel erinnern, deren changierende Farben sich durch Bewegung verändern, verleihen Robert Schaberls Werken eine unglaubliche Sogwirkung und Anziehungskraft. „Zentralformen" , nennt der österreichische Künstler seine Arbeiten, die zunächst die sinnliche Wahrnehmung ansprechen sollen, um dann zu einer analytischen Reflexion dieses Sinneseindrucks anzuregen. So kippen die haptischen, lichtbündelnden Oberflächen und lösen sich bei näherer Betrachtung in Farbmassen, Kratzspuren und Spiegelungen auf. Schaberls konzentrische Abstraktionen, die er in verschiedenen farblichen Abstufungen zwischen matt und glänzend ausführt, entstehen durch die Überlagerung von bis zu 70 Farbschichten auf einem horizontal rotierenden Bildträger.

Sie gehen auf frühe fotografische Experimente mit Alltagsgegenständen wie Gläsern und biomorphen Rundformen wie Pilzen zurück und weisen auf den ersten Blick formale Ähnlichkeit mit Werken der Konkreten Kunst wie den kryptischen Kreisbildern von Hermann J. Painitz und den Targets von Jasper Johns auf. Doch ist Schaberls Ästhetik des Runden vor allem sinnliche Überwältigung, Schulung der Empfindsamkeit und optische Interpretation.

Durch Reflexion, Lichtspiegelung und die Auflage mehrerer Farbschichten verändert sich die Farb- und Raumwirkung des Bildes je nach Beobachtungsperspektive. Schaberls Kunstwerke sind auf das Zusammenspiel von Licht, Umraum und Betrachter angelegt. Bewegung entsteht sowohl vor als auch in den Bildern selbst.

 

                                                               ©       Constanze Johanna Malissa ( Aus "Kunst der Gegenwart - Albertina Museum 2024)